Melkroboter

13 – Milchkuhhaltung

Milchkuhhaltung

Fakten

  • Im Ammerland gibt es 323 Milchkuhbetriebe, die durchschnittlich 106 Milchkühe pro Betrieb halten
  • Die durchschnittliche Milchleistung einer Kuh pro Jahr in Niedersachsen beträgt 9.451 kg Milch, mit Inhaltsstoffen von 4% Fett und 3,5 % Eiweiß (Landeskontrollverband Niedersachsen 2019)
  • Eine Kuh hat eine Nutzungsdauer von durchschnittlich 37 Monaten, ist also ca. 5 Jahre alt, wenn sie den Betrieb verlässt

So leben Milchkühe heute

Das Ammerland mit seinem hohen Grünlandanteil wird durch die Milchkuh- und Rinderhaltung geprägt. Von den insgesamt 840 landwirtschaftlichen Betrieben im Landkreis sind 323 Milchkuhbetriebe, die im Durchschnitt 106 Kühe pro Betrieb halten (Landwirtschaftskammer Niedersachsen 2019). Sie leben überwiegend in großen, hellen Boxenlaufställen, die den Bedürfnissen und dem natürlichen Verhalten von Milchkühen gerecht werden. Dort können sich die Tiere frei bewegen. Der Boden des Stalles ist mit kleinen Spalten versehen, durch die Kot und Harn der Tiere in den Güllekeller gelangen, und wird regelmäßig abgeschoben. Es gibt breite Gänge zum Laufen und viel Platz zum Ausweichen, wenn es zu Rangeleien aufgrund von Rangordnungsauseinandersetzungen kommt. Zum Fressen kommen sie an den Futtertisch, wo sie unbegrenzt Mais- und Grassilage erhalten, denn eine Kuh frisst ca. 50 kg Grundfutter pro Tag. Frisches Wasser steht Ihnen ebenfalls ständig zur Verfügung, denn sie nehmen 80 bis 150 Liter täglich zu sich. An einer speziellen Futterstation bekommen sie zusätzlich das sogenannte Kraftfutter nach Milchleistung zugeteilt.  Zum Schlafen und Wiederkauen können sich die Kühe in eingestreute Tiefboxen oder Hochboxen mit einer Gummimatte als Auflage legen.

liegebox
kuhbürste
kalb-bei-thye

Der landwirtschaftliche Betrieb der Familie Thye

Am Standort dieser Tafel ist der Milchkuhbetrieb der Familie Thye zu sehen. Hier werden insgesamt ca. 250 ha bewirtschaftet. Auf ca. 150 ha Ackerland werden ca. 111 ha Mais und ca. 39 ha Wintergerste und Winterroggen angebaut. Vom Mais werden 60 ha an die Biogasanlage in Eggeloge verkauft, an der der Betrieb sich beteiligt. Der restliche Mais wird für die Silagebereitung zur Futtererzeugung verwendet. Knapp 100 ha werden als Grünland bewirtschaftet und entweder beweidet oder für die Grassilage- und Heuerzeugung genutzt. 2019 hat die Familie Thye einen neuen Boxenlaufstall für dann insgesamt 180 Kühe gebaut. Die Liegeboxen werden täglich mit einem Häckselstroh-Kalk-Gemisch eingestreut und drei Massagebürsten zur Fellpflege sorgen dafür, dass sich die Kühe rundum wohlfühlen. Im Durchschnitt 3,1 mal am Tag gehen die Kühe zum Melkroboter, erhalten über die Melkungen verteilt 60% ihrer Tagesration an Kraftfutter und werden gemolken. Eine Kuh gibt hier durchschnittlich 11500 kg Milch pro Jahr. Das entspricht ca. 35 kg pro Tag. Bevor sie das nächste Kalb bekommt, wird sie 8 Wochen „trocken gestellt“. Das bedeutet, sie geht in den Mutterschutz und gibt in dieser Zeit keine Milch, damit sie sich auf die Kalbung und die neue Laktation (Zeit, in der sie Milch gibt) vorbereiten kann. Die weiblichen Kälber werden selektiert, und die Besten werden zur Bestandsergänzung behalten. Die Bullkälber bleiben zu 80% auf dem Betrieb und werden gemästet, und die übrigen 20% werden mit einem Alter von  14 Tagen verkauft. Die weiblichen Tiere kommen mit ca. 16 Monaten, wenn sie tragend sind, vom Frühjahr bis Herbst auf die Weide. Mit durchschnittlich 24 Monaten bekommen sie das erste Kalb und werden dann Färsen genannt. An heißen Tagen sorgen Lüfter im Stall für eine ausreichende Luftbewegung und Abkühlung, da Kühe eine Wohlfühltemperatur von -7 bis 16 Grad haben und kühlere Temperaturen bevorzugen. Das ist auch der Grund, warum sie sich an heißen Tagen nicht gern auf der Weide aufhalten.

Der Melkroboter

Wenn, wie bei Familie Thye, ein Melkroboter vorhanden ist, können die Kühe frei entscheiden, wann und wie oft sie zum Melken gehen. Der Melkroboter führt den kompletten Melkprozess selbständig aus. Vom Reinigen der Zitzen, über das Ansetzen des Melkgeschirrs und dem anschließenden Anbringen eines desinfizierenden Pflegemittels an den Zitzen wird alles maschinell gesteuert. Der Roboter misst verschiedene Parameter in der Milch und benachrichtigt den Landwirt, wenn beispielsweise einzelne Werte in der Milch abweichen, oder wenn eine Kuh zu lange nicht gemolken wurde. Wenn eine Kuh krank ist und mit Medikamenten behandelt wird, gibt der Landwirt dies frühzeitig in das System des Roboters ein. Der Roboter erkennt dann vor dem Melkprozess das Tier, so dass die Milch separiert wird und nicht in den Tank fließt, dessen Inhalt im Abstand von zwei Tagen von der Molkerei Ammerland abgeholt wird. Auf diese Weise können individuell vorgeschriebene Wartezeiten für Medikamente leicht eingehalten werden. Aufgrund der optimierten Haltungsbedingungen sind in diesem Betrieb jedes Jahr nur 16 % der Tiere zeitweise erkrankt.

Durch die moderne Technik erhält der Landwirt viele Informationen über jedes einzelne Tier. Im Melkstand werden Daten wie Milchmenge, Melkgeschwindigkeit und Melkdauer erfasst. Zusätzlich wird die Aktivität der Kühe durch Sensoren im Halsband erfasst. Die Daten über die Bewegungsintensität und über die Wiederkauaktivität liefern Informationen zum Gesundheitszustand. So können Krankheiten frühzeitig erkannt und entsprechende Maßnahmen ergriffen werden, so dass die Anwendung von Medikamenten oft vermieden werden kann. Auch über den Zeitraum der Brunst der Kühe und damit den optimalen Besamungszeitpunkt liefern die Bewegungsdaten Informationen. Die meisten Betriebe setzen auf künstliche Befruchtung der Kühe durch einen Besamungstechniker. Die wenigsten halten noch einen Deckbullen, da der Einsatz eines Deckbullen zu einer Gefahr für den Landwirt werden kann.

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